Heute vor 79 Jahren, am 9. August 1944, wurde der 14-jährige Ernst Lossa in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren mit einer Giftspritze ermordet.
Ernsts Eltern waren fahrende Händler/-innen, die in den Sommermonaten mit ihren drei Kindern in einem Planwagen herumreisten. Für Ernst war diese Zeit ein großes Abenteuer. Doch die Nationalsozialisten bezeichneten die Familie, die zur Gruppe der Jenischen gehörte, als »Zigeuner« und betrachten ihre Lebensweise als »asozial«. Ab 1933 brachte das Fürsorgeamt die Kinder in verschiedenen Heimen unter. Ernst hatte Heimweh und wurde schlecht behandelt. Als er begann, Kleinigkeiten von anderen Kindern zu stibitzen, wurde er im April 1942 in die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren gebracht, obwohl er kerngesund war und weder körperliche noch psychische Beeinträchtigungen hatte.
Schnell bemerkte er, dass dort etwas nicht stimmte: Viele Kranke bekamen kaum zu essen und wurden immer schwächer. Kinder, die am Abend noch putzmunter waren, lagen am nächsten Morgen schlaff in ihren Betten. Einen Tag später waren sie tot. Als Zeuge der Krankenmorde vertraute er sich einzelnen Erwachsenen an und erzählte ihnen von seinen beunruhigenden Beobachtungen. Ernst wusste, dass er in Gefahr war und fürchtete bis zuletzt um sein eigenes Leben.
Titelbild: Dieses Foto war an Ernsts Krankenakte angeheftet. © Archiv Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren