Anlässlich 80 Jahre Kriegsende sowie 20 Jahre Holocaust-Denkmal luden die Landesvertretung Thüringen und die Stiftung Denkmal am 7. Mai 2025 zu einem Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Ingeburg Geißler ein.
Der Bevollmächtigte des Freistaats Thüringen bei Bund, Staatssekretär Stephan König, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste. Anschließend sprach Ingeburg Geißler mit Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, über ihre Kindheit im Nationalsozialismus, die Deportation als Zwölfjährige nach Theresienstadt … »Ich hab in diesem Zug meinen Glauben an Gott verloren. Da wurde ich sozusagen Atheistin …« und sie berichtete von ihrer Befreiung am 8. Mai 1945 – vor genau 80 Jahren – sowie ihrem Leben danach in der DDR. Der Abend endete mit einem Empfang und regem Austausch der Gäste mit der Zeitzeugin und der Frage, was sich Ingeburg Geißler von jungen Menschen heutzutage wünsche: »Sie sollen keine Helden sein, aber sie sollen nicht weggucken und menschlich sein!«
Hintergrund zu Ingeburg Geißler:
Ingeburg Geißler (geboren 1932) wurde als einziges Kind eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter in Erfurt geboren. Im Juni 1933 wanderte die Familie nach Palästina aus, kehrte jedoch einige Monate später nach Deutschland zurück. Um Mutter und Kind vor Zwangsmaßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber zu schützen, ließen sich die Eltern scheiden. 1938 wanderte der Vater nach Schanghai aus. Ingeburg lebte bei ihrer Tante in Marbach, einem Ortsteil von Erfurt. Noch im Januar 1945 wurde das Mädchen, ohne weitere Angehörige, nach Theresienstadt deportiert und erst im Mai – vor 80 Jahren – befreit. Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt Erfurt machte sie trotz der verpassten Schuljahre mit Hilfe ihrer Mutter das Abitur, studierte später und zog nach Berlin. Ihren Vater, der inzwischen in den USA lebte, sah sie erst 1959 wieder.