Am 12. Mai 2005, vor 20 Jahren, wurde die erste Besucherin im Ort der Information unter dem Stelenfeld des Holocaust-Denkmals begrüßt. Zwei Tage zuvor, am 10. Mai 2005, fand die Eröffnungsfeier im Beisein von Holocaust-Überlebenden und zahlreichen Gästen aus Gesellschaft und Politik statt. Es ist Sabina van der Linden, die an diesem Tag als einzige Überlebende ihrer Familie und als »Stimme der sechs Millionen misshandelten und ermordeten Juden, darunter eineinhalb Millionen Kinder« die 1.700 Gäste in ihren Bann zog. Sie war von Sydney nach Berlin gereist.
»Heute«, so die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals Lea Rosh, anlässlich des 20-jährigen Jubiläums: »fühle ich Dankbarkeit und auch Demut. Ich bin einfach froh, dass es dieses Denkmal gibt, weil es eben dieses Zeichen der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ist.« »Aber das Wichtigste für mich bleibt«, so Rosh weiter, »dass die Opfer nicht vergessen werden und wir hier an sie erinnern.«
Julia Klöckner, Präsidentin des Deutschen Bundestages, betont unmittelbar nach der Übernahme des Vorsitzes des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas: »Orte des Erinnerns und des Mahnens sind generationenübergreifend wichtig. Sichtbarkeit und Konfrontation – auch das strahlt dieses Denkmal aus. Zurecht. Zahlreiche Besuchergruppen unseres Deutschen Bundestages kommen daran im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorbei. Erlebtes Grauen, menschliche Abgründe können zwar individuell verblassen, aber immer wieder an anderer Stelle aufkeimen und ausbrechen. Das Denkmal für die ermordeten Juden kämpft genau dagegen eindrücklich an.«
»Tatsächlich ist es auch wichtig zu betonen, dass dieses sichtbare Zeichen, dieser symbolische Ausdruck der deutschen Verantwortung für sechs Millionen ermordete jüdische Kinder, Frauen und Männer«, so Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, »einer der meistbesuchten Orte Berlins ist.« »Die Besucherzahlen in den letzten 20 Jahren – allein über 7,9 Millionen Gäste in der Ausstellung unter dem Stelenfeld – verdeutlichen den Stellenwert, den dieses Denkmal in der Hauptstadt und damit auch in Deutschland eingenommen hat.«
Besucherzahlen
Die Besucherzahlen für das Stelenfeld werden statistisch nicht erfasst, vermutlich kommt aber fast jeder der 12,7 Millionen Berlin Besucher/-innen am Denkmal vorbei. In die Ausstellung im Ort der Information kamen im letzten Jahr 309.950 Besucher/-innen (vor Corona 2019, 480.000 Besucher/-innen). Die Buchungen für Bildungsangebote haben bereits jetzt schon wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht: 2024 (2.050 gebuchte Angebote) zu 2019 (2.182 gebuchte Angebote).
Veranstaltungen und Publikationen – 20 Jahre Denkmal und 80 Jahre Kriegsende
In Erinnerung an 80 Jahre Kriegsende und Befreiung vom Nationalsozialismus sowie anlässlich des 20-jährigen Jubiläum lädt die Stiftung Denkmal in diesem Jahr zu mehreren Veranstaltungen ein und veröffentlicht einen weiteren Band in ihrer Zeitzeugenreihe.
So stellt die Begegnung mit der Zeitzeugin Ingeburg Geißler, die am 8. Mai 1945 in Theresienstadt befreit wurde, am 7. Mai 2025 in der Landesvertretung Thüringen einen Höhepunkt im Jubiläumsjahr dar. Das Gespräch führt Uwe Neumärker. Der Staatssekretär für Medien und Europa und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, Stephan König, ist Gastgeber des Abends.
Darüber hinaus wird Nina Kunzendorf am 4. Juni 2025 aus dem Zeitzeugenbericht Jeanette Wolffs »Sadismus oder Wahnsinn« im Lesesaal der Bibliothek im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus vortragen. Der Bericht von Jeanette Wolff, mit einem Geleitwort von Bärbel Bas, ist bereits der 24. Band in der Zeitzeugenreihe der Stiftung Denkmal. Das Buch gibt die Stiftung gemeinsam mit dem Deutschen Bundestag heraus.
Seit 20 Jahren erinnert Deutschland mit dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas an die bis zu sechs Millionen Opfer des Holocaust. Das Denkmal geht auf eine bürgerschaftliche Initiative um die Publizistin Lea Rosh und den Historiker Eberhard Jäckel Ende der 1980er Jahre zurück. Am 25. Juni 1999 fasste der Deutsche Bundestag den Beschluss für den Bau des Denkmals nach dem Entwurf von Richard Serra und Peter Eisenman.
Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurde vor 25 Jahren, am 6. April 2000, gegründet. Fünf Jahre später, am 10. Mai 2005, wurde das sogenannte Holocaust-Mahnmal mit dem Ort der Information der Öffentlichkeit übergeben. Gemäß ihrem gesetzlichen Auftrag, »die Erinnerung an alle Opfer des Nationalsozialismus und ihre Würdigung sicher zu stellen«, betreut die Stiftung das Denkmal für die verfolgten Homosexuellen (2008), das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma Europas (2012) sowie den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde (2014) und das vom Bundestag 2023 beschlossene Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas. Ferner erinnern Wanderausstellungen der Stiftung an die Opfer der NS-Militärjustiz (2007) und »Die Verleugneten«, als »Asoziale« und »Berufsverbrecher« Verfolgte (2024).
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
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