Die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas lud gemeinsam mit der Arnold-Liebster-Stiftung am 24. Juni 2025, am 92. Jahrestag des Verbots der Glaubensgemeinschaft der Bibelforscher (Zeugen Jehovas) in Preußen am 24. Juni 1933, zu einer öffentlichen Gedenkstunde ein.
An der Veranstaltung am Ort des geplanten Mahnmals im Berliner Tiergarten in der Nähe des Goldfischteichs nahmen über 100 Gäste teil, ca. 1200 Menschen verfolgten das Gedenken live im Internet.
Fan Wang (Violine) und Annika Reuter (Viola) gestalteten den musikalischen Rahmen der Gedenkstunde. Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, begrüßte die Teilnehmer/-innen und leitete über zum historischen Beitrag von Dr. Chistl Wickert. Sie sprach über die Verfolgung von Bibelforscherinnen im Nationalsozialismus.
Die Lesung von Erinnerungssplittern von vier Berliner Studierenden bildete den Abschluß des Gedenkens im Tiergarten. Zu hören waren 13 Kurzbiographien bekannter Zeugen Jehovas, die am Goldfischteich verhaftet* wurden. Ihre Namen waren: Heinrich Dietschi, Erich Frost, Paul Großmann, Georg Klohe, Otto Kours, Albert Kuczewski, Georg Rabe, Wilhelm Ruhnau, Hildegard Seliger, Ernst Seliger , Ernst Varduhn, Fritz Winkler und Emil Zellmann.
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*Im Zuge einer Verhaftungswelle 1936 wurden führende Zeugen Jehovas in ganz Deutschland inhaftiert. Mindestens 17 der dabei Verhafteten starben an den Folgen von Folter. Am Goldfischteich im Berliner Tiergarten fand am 22. August 1936 eine dieser Verhaftungsaktionen der Gestapo statt.
Hintergrund:
Die christliche Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas, die sich auch Ernste Bibelforscher nannte, wurde seit 1933 in Deutschland und ab 1938 auch im nationalsozialistisch beherrschten Europa systematisch verfolgt.
Fast 14.000 Zeugen Jehovas – Frauen und Männer – wurden inhaftiert, darunter 4.200 in Konzentrationslagern, wo sie mit einem »lila Winkel« stigmatisiert wurden. Mindestens 1.750 Zeugen Jehovas verloren ihr Leben. Unter ihnen ist die größte Gruppe von Kriegsdienstverweigerern im Nationalsozialismus. Ihr Schicksal trug zur Verankerung des Grundrechts auf Kriegsdienstverweigerung im Grundgesetz bei. Auch im Kommunismus und in vielen autoritären Staaten wurden Zeugen Jehovas im 20. Jahrhundert verfolgt, wobei auch NS-Opfer erneut verhaftet und drangsaliert wurden.
Am 22. Juni 2023 hat der Deutsche Bundestag einstimmig ein Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas unter dem Dach der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas beschlossen.
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Aufzeichnung der Veranstaltung durch die Arnold-Liebster-Stiftung