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Ein Wahrzeichen kehrt zurück

  • 26. Juni 2018
  • Aktuelles, Werkstattbericht
  • Am 9. November 2018 – 80 Jahre nach ihrer Zerstörung – soll die neue Neue Synagoge eingeweiht werden.
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Königsberg, um 1900: links die Neue Synagoge © Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
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Königsberg, Ende 1937: Chanukkafeier im jüdischen Gemeindehaus; vorn mit Kreuz: Hella Markowsky, die heute in Israel lebt; rechts neben ihr: der damals elfjährige Herbert Schimmelpfennig, der am 24. Juni 1942 deportiert und zwei Tage später im Wald von Blagowschtschina bei Minsk erschossen wird. © Nechama Drober
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Königsberg, vermutlich 10. November 1938: die Neue Synagoge nach ihrer Zerstörung, Aufnahme des Sport- und Bildberichterstatters Karlfriedrich Schulte (1902–1973) © Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin
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Königsberg, 2012: Gedenkstein und Neubausimulation der Synagoge, dahinter der Zirkus »Jantar« © Stiftung Denkmal
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Königsberg, Juli 2014: Nechama Drober auf der Baustelle der neuen Neuen Synagoge. Im Hintergrund sind Mauerreste des 1938 gesprengten Vorgängergebäudes zu erkennen. © Stiftung Denkmal
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Königsberg, Juni 2018: die neue Neue Synagoge mit Kuppel und Davidstern © Tatjana Leontjewa

von Uwe Neumärker, Direktor Stiftung Denkmal

Am 25. August 1896 wird die Neue Synagoge an der Lindenstraße in Königsberg – gegenüber dem berühmten Dom – eingeweiht. Der Bau entsteht nach Entwürfen des Berliner Architekturbüros Cremer & Wolffenstein. Die Eröffnung beehren der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen Wilhelm von Bismarck, Oberbürgermeister Hermann Theodor Hoffmann, Stadtkommandant Eugen Keyler und der Zweite Bürgermeister Karl Brinkmann. Letzterer findet in seiner Rede klare Worte: »Es  ist  gewissermaßen  eine  wilde  Zeit,  in  welcher  wir  heute leben.  Längst  verrottete,  aber tief  eingewurzelte  Anschauungen  wagen  sich  wieder  ans  Tageslicht. Falsche Begriffe von Ehre und Ehrgefühl werden wieder wach und trotzen besseren und  aufgeklärteren  Meinungen.« Und er führt fort: »Mit  noch  mehr  Stolz  aber möchte  ich  behaupten,  dass  an  Ihrem  Feste  die  gesamte  Königsberger  Bürgerschaft  freudigen Anteil nimmt. Denn erhobenen Hauptes und Ihrer Zustimmung sicher, darf ich es wohl aussprechen:  Hier  in  Königsberg  leben  die  Bekenner aller  Religionen  und  Konfessionen in Frieden und Eintracht neben- und miteinander. Dass dem aber so ist, daran hat auch die hiesige jüdische Bevölkerung selbst kein ganz geringes Verdienst.« Die weithin sichtbare Kuppel der Synagoge ist fortan eines der Wahrzeichen dieser weltoffenen Stadt am Pregel. 1904/05 errichtet die liberale Gemeinde ein Waisenhaus direkt neben dem Gotteshaus.

1933 sind 3.200 der 316.000 Einwohner Königsbergs Juden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 beginnt ihre staatliche Ausgrenzung und Entrechtung. Ab 1935 ist in den Räumen der Neuen Synagoge und des jüdischen Waisenhauses eine jüdische Schule untergebracht. Lernen dort anfangs 82 Kinder, sind es 1936 bereits 180 Kinder, die nach ihrer Vertreibung aus ›deutschen‹ Schulen Schutz vor Anfeindungen finden.
Nur 42 Jahre nach ihrer Eröffnung, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, dringt ein SS-Trupp in die Synagoge ein, zertrümmert die Bänke, zerrt die Thora-Rollen aus dem Schrein, zerreißt die Gebetbücher und stapelt die Beute in der Mitte des Gebäudes. Indes ein Parteigenosse auf der Synagogenorgel das Horst-Wessel-Lied spielt, wird der Haufen in Brand gesetzt. Die Zeitzeugin Nechama Drober, 1927 als Hella Markowsky geboren, erinnert sich: »Alles brannte. Wir stürzten zum Fenster und sahen, wie die Neue Synagoge in der Lindenstraße, in der doch auch unsere Schule war, in Flammen stand. Kinder schrien auf der Straße. Sie hatten im jüdischen Waisenhaus, in einem Nebengebäude der Synagoge, ihr Zuhause. Von SA-Leuten waren sie in Nachthemden und barfuß in die Novembernacht getrieben worden. Die noch Verwandte hatten, versuchten bei ihnen Schutz und Obdach zu finden.« Der pensionierte Kantor der jüdischen Gemeinde, Wollheim, wird schwer misshandelt.
Die Ruine der Neuen Synagoge wird bald darauf abgeräumt und an ihrer Stelle ein Zwangsarbeitslager für polnische Juden unter Aufsicht der Gestapo errichtet. Im Sommer 1942 werden die meisten Königsberger Juden in zwei »Aktionen« nach Minsk und nach Theresienstadt verschleppt.
Mit der Zerstörung der Innenstadt durch alliierte Fliegerbomben im Sommer 1944, dem Kampf um die »Festung« Königsberg Anfang 1945 und der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee am 9. April 1945 gehen 700 Jahre deutscher Stadtgeschichte unter. Königsberg und sein Umland kommen zur Sowjetunion und erhalten den Namen Kalinins. Die überlebende deutsche Bevölkerung – auch einige Juden – wird 1947/48 in den Westen abtransportiert, Bürger aus allen Teilen des Vielvölkerstaats neu angesiedelt. Das Waisenhaus ist neben dem Dom heutzutage das einzige erhaltene Gebäude aus deutscher Zeit in diesem Teil der Stadt.

Erst nach 1991 entdecken die heutigen Bewohner des Gebiets – auch die russisch-jüdische Gemeinschaft – das deutsche Erbe für sich. Im Laufe der folgenden Jahre entsteht die Idee, die Neue Synagoge am historischen Ort wiederaufzubauen. 2008 wird das Vorhaben behördlich genehmigt. Mehrere Jahre behindert ein Rechtsstreit mit dem Zirkus »Jantar«, der das Gelände der früheren Hauptsynagoge nutzt. Erst 2011 entscheiden die Richter, es der jüdischen Gemeinde zu übertragen. Im selben Jahr wird der Grundstein gelegt. Hauptsponsor des Wiederaufbaus ist der örtliche Geschäftsmann Vladimir Katzman, der auch das 2011 eingeweihte Holocaustdenkmal in Palmnicken (Link: www.memorialmuseums.org/orte/view/467/Palmnicken) gestiftet hat. Am 9. November 2018 – 80 Jahre nach ihrer Zerstörung – soll die neue Neue Synagoge eingeweiht werden. Karl Brinkmanns Worte bei der Eröffnung 1896 erscheinen in dieser erneut »wilden« Zeit brandaktuell.

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© Stiftung Denkmal, Foto Mike Schmidt

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